Was Baum verpflanzen mit alchemistischen Prinzipien und apokalyptischen Prophezeiungen zu tun hat und warum ein wirtschaftliches Gesetz diesbezüglich Klarheit verschafft
Kann man Bäume problemlos versetzen, wenn sie schon einige Jahre im Boden gewachsen sind?
Gibt es ein Geheimnis, das von Baumschulisten sorgfältig gehütet wird? Und vor allem, was versteckt sich hinter dieser okkulten Bezeichnung Baumschulist?
Die Antwort auf beide Fragen ist ein JA. Wenn auch zugegeben, die zweite Frage ist etwas dramatisch formuliert.
Und ja, streng genommen sind es 3 Fragen. Dennoch, ist es nie so einfach wie es scheint, denn häufig passiert folgendes.
Ein Baum wird ausgegraben und kümmert dann an seinem neuen Platz vor sich hin, oder er treibt gar nicht mehr aus.
Woran liegt das?
Um diese Frage zu beantworten, müssen wir erst mal das Wachstum eines Baumes definieren. Genau genommen die 2 Arten von Wachstum.
1. Längenwachstum
Triebe oder Wurzeln wachsen in die Länge
2. Dickenwachstum
Triebe oder Wurzeln wachsen in die Breite
Diese beiden Arten von Wachstum, machen es überhaupt erst möglich, dass wir einen Baum versetzen können. Alles was wir schneiden, wächst wieder nach. Dafür ist das Längenwachstum verantwortlich. Die zweite Art Wachstum? Jede so entstandene Wunde, wird automatisch verschlossen. Dafür ist das Dickenwachstum verantwortlich. Die Natur hat an alles gedacht.
Woran liegt also das Problem? Wir machen ja beim Ausgraben nichts anderes, als Wurzellänge zu reduzieren, welche ja durch das Längenwachstum von selbst wieder ausgeglichen wird.
Das Problem – und damit auch das Geheimnis – des Verpflanzen, muss also ein Anderes sein.
Und hier kommt ein alchemistisches Grundprinzip ins Spiel. ‘As above, so below’ oder, ‘Wie oben, so unten’.
Oder, etwas weniger abgehoben ausgedrückt: Balance.
Ja, Balance ist das alles bestimmende Prinzip beim Verpflanzen. Es besagt, dass jeder Schnitt, den wir dem zu verpflanzenden Baum antun, Konsequenzen hat und ein Kompromiss darstellt. Und gerade dies möchten wir zum Teil nicht eingehen und, voilà, der Baum verabschiedet sich nach kurzer Zeit des Verpflanzen.
Das Prinzip besagt daher folgendes – es ist übrigens auch ein Prinzip, dass sich auf die Düngung appliziert und dies auszuarbeiten sprengt hier den Rahmen. Ich merke es hier lediglich an um klarzustellen, dass es sich um ein allumfassendes Prinzip, oder Gesetz handelt. Es besagt, was Du unten wegnimmst, nimm auch oben weg.
Was kann ein normal sterblicher Gärtner also angesichts dieser kosmischen Gesetzen überhaupt tun?
Es gibt zwei Wege, und es nimmt an dieser Stelle schon fast biblische Proportionen an hier und – das war nicht meine Intention, als ich zu schreiben begann – aber, bring das dramatische da rein, wo es nicht war. Kurz, ich kann es nicht lassen.
Die breite Tür:
Der Gärtner probiert das Gesetz zu brechen oder zu biegen. Was erschreckenderweise sehr häufig der Fall ist. Eben, die breite Tür, sie führt in die Zerstörung – zumindest besteht die Gefahr für den Baum dazu.
Die schmale Tür:
Der Gärtner akzeptiert das Gesetz – dazu muss er es natürlich erstmal kennen – und arbeitet im Einklang damit. Konsequenzen und alles berücksichtigt. Eben, die schmale Tür, sie führt ins Ewige oder ähnlich.
Was sind denn nun die Konsequenzen der schmalen Tür?
Also, stell Dir für einen Moment den schönsten, harmonischsten Baum vor. Nur, Du musst ihn versetzen. Das Gesetz des Verpflanzens besagt nun, dass wir alles was wir unten, also im Wurzelraum entfernen, auch oben entfernen müssen, wie schon oben angebracht. Warum? Um die Balance aufrecht zu erhalten. Wie oben, so unten.
Am einfachsten erklärt ist das Phänomen mit der Wirtschaft. Also Angebot und Nachfrage. Der oberirdische Teil der Pflanze ist die Nachfrage und der unterirdische Teil der Pflanze, das Angebot. Was passiert also mit der Wirtschaft, wenn eine der beiden Parteien ins Ungleichgewicht fällt? Sie ‘fliesst’ nicht mehr.
Und zurück zum Baum, wo das Thema fliessen vielleicht noch buchstäblicher zu nehmen ist, in Bezug auf Saft und all das, dann reden wir im oberen Szenario von einer toten Pflanze.
Zurück zum schönen Baum von vorher. Ich verstehe, dass die meisten wohl keine Probleme damit haben werden, Wurzeln zu dezimieren. Auch weil sie wahrscheinlich schon an das neue, noch zu grabende Loch für den Baum denken. Wenn es aber zum oberen, perfekten Teil kommt, ja dann gehen die ‘Not-Philosophien’ weit auseinander. Wieviel muss ich schneiden? Mit wie wenig kann ich davon kommen?
Und auch wenn man diese existentiellen Fragen eigentlich eher der interessierten Partei – also dem Baum – stellen sollte, was aus verschiedenen Gründen seine eigenen Problematik mit sich bringt, gibt es eine Lösung. Wie oben, so unten. Der richtige Kompromiss, die Konsequenz, oder eben, um nochmals die biblische Metaphorik zu erwähnen, die schmale Tür, sind da entscheidend.
Als Schlussgedanke, möchte ich dennoch anmerken dass, ja, ein Baum KANN überleben, auch wenn wir diese kosmischen Gesetze nicht berücksichtigen und das ‘Endzeit-Szenario’ entsteht höchstens für den verpflanzten Baum, im schlimmsten Falle.
Aber, was sind ein paar Jahre warten, bis der Baum wieder seine originale Form zurückerhält, im Bewusstsein, dass der Baum seine Balance dadurch nicht verliert und somit auch nicht so leicht Opfer von Krankheit und Schädlingen wird? Im kurz UND Langzeit Gedanken? Und hier entsteht eine lange Philosophische Kaffee Pause…
Nachdem wir die lange reflektierende Kaffeepause hinter uns haben, nun, die one million dollar question: Wie gross kann denn ein Baum höchstens sein, wenn er noch ausgegraben werden möchte?
Mit den geeigneten Maschinen und willigen Arbeitern, sind praktisch keine Grenzen gesetzt.
Der grösste Baum, den wir mal ausgegraben haben, war wohl über 8 Meter hoch. Stammdurchmesser ca 30cm und der ausgegrabene Wurzelballen war schlussendlich wohl mannshoch und über 2m breit. Und natürlich war der Baum seit der letzten Eiszeit nicht mehr verschult worden.
Die Faustregel hier ist: Wenn Du das Graben nicht scheust, kannst Du wohl auch Yggdrasil verpflanzen.
Das wohlgehütete Baumschulisten Geheimnis?
Es ist ‘hidden in plain sight’, nämlich im Namen selber. Schon immer gewundert woher der Name Baumschulist stammt, oder was er bedeutet?
Verschulen heisst Verpflanzen. Bam! Also der Baumschulist ist in Wahrheit ein Baumverpflanzer.
Und, was machen diese Baumverpflanzer denn anders, dass sie die Gesetzmässigkeiten des Kosmos scheinbar konsequenzbefreit missachten können? Sie verpflanzen ihre Bäume in regelmässigen Abständen. Also spätestens alle 3 Jahre. Mit den zusätzlichen Neumond Opfergaben ist das in der Regel auch eine sichere Prozedur. Somit sind ältere Bäume jederzeit fit fürs Verpflanzen, da sie laufend neue Faserwurzeln in der Nähe es Baumstammes bilden.
Baumverpflanzer haben somit eine ‘loophole’ im alchemistischen Prinzip gefunden. Aber – und ich brauche das Wort ‘aber’ nicht gern – mit welcher Konsequenz? Findest Du es nicht auch seltsam, dass es scheinbar immer auf das rauskommt, dass der Gärtner dann letztendlich der Mörder ist?
Ich verlasse das Argument an dieser Stelle mit dieser eher ambivalenten Observation.
Danke für Deine Zeit!
Bleib offen und denke mal andersrum
Cheers
BSD
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